8 de maio de 2025

Der Tränensaal: das Schweigen, in dem das Gewicht des Kreuzes beginnt - Ein Kardinal geht hinein, ein Papst kommt heraus


Wenige Orte auf der Welt tragen so viel Symbolik und Geheimnis wie der sogenannte Tränensaal in der Sixtinischen Kapelle. Dort, hinter einer schlichten Tür, zieht sich der neu gewählte Papst für einige Minuten nach dem Konklave zurück. Ein einfacher Raum, aber voller Bedeutung: Hier beginnt, im Schweigen, das sichtbare Gewicht des Kreuzes Petri.

Der Name Tränensaal kommt nicht von ungefähr. Viele sagen, dass neue Päpste beim Betreten weinen. Andere sitzen still, wie erstarrt. Manche beten, verharren vor dem Spiegel oder starren auf den Boden. In diesem Raum wird der Gewählte mit den vorbereiteten weißen Gewändern bekleidet — als wollte die Kirche sagen: Wir haben auf dich gewartet, ohne zu wissen, wer du bist.

Doch das wahre Gewand, das er erhält, besteht nicht aus Stoff: es ist das geistliche Gewicht der Mission. Er hat gerade „Ja“ gesagt zu einer Aufgabe, die er nicht gesucht hat, zu einer Berufung, die ihn aus seinem bisherigen Leben reißt, um geistlicher Vater von über einer Milliarde Seelen zu sein. In diesem Moment ist er nicht mehr Kardinal, Theologe, Bischof oder Seelsorger — sondern der Nachfolger Petri, der Diener der Diener Gottes.

Was geht ihm in diesem Moment durch den Kopf? Vielleicht das Echo von Jesu Worten an Petrus: „Weide meine Schafe.“ Vielleicht die Angst, nicht würdig zu sein, die Erinnerung an die Heiligen vor ihm, die Gesichter der Armen, Kranken, Jugendlichen, der Leidenden. Vielleicht denkt er an die radikale Entsagung, die seine Wahl verlangt: Er wird nie wieder nur er selbst sein. Seine Zeit, sein Körper, sein Wort, seine Einsamkeit — alles gehört nun der Kirche.

Im Tränensaal beginnt der neue Papst, sein Kreuz zu tragen. Und das ist keine leichte Metapher. Er wird sprechen müssen, wenn er lieber schweigen würde. Lieben, wenn es leichter wäre zu urteilen. Zuhören, wenn alle Antworten erwarten. Angriffe, Missverständnisse, Forderungen ertragen. Die Einheit des Glaubens wahren, wenn die Welt Spaltung will. Petrus sein — und zugleich nur ein Mensch.

Aber auch in diesem Raum kommt die Gnade herab. Die Gnade des Heiligen Geistes, der der Kirche nach Christi Verheißung niemals fehlen wird. Die Kraft, die Fischer, Lehrer, Märtyrer und Hirten durch die Jahrhunderte getragen hat. Der neue Papst tritt nicht nur in Weiß gekleidet hervor, sondern eingehüllt in das unsichtbare Gewand Christi, der ihn ruft, den Weg des Kreuzes zu gehen — und in ihm, die Auferstehung.

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